Erwartungen, das Gift in Beziehungen

Erwartungen, das Gift in Beziehungen

Beziehungen sind so ziemlich das Schwierigste auf der Welt. Ich habe selbst lange und immer wieder erfahren müssen, dass es nicht leicht ist, obwohl es am Anfang immer so perfekt aussah.

Das Problem sind die Erwartungen

Das Hauptproblem an einer Beziehung ist die Erwartung. Wenn du Erwartungen in einer Beziehung hast – und wer hat das nicht – wird es früher oder später schief gehen.

Natürlich erwartet man etwas vom Anderen. Aber wie ist es umgekehrt? Willst du die Erwartungen des Anderen gerne erfüllen?

Ich möchte gerne, dass du pünktlich heim kommst. Ich möchte gerne, dass du dich beim Essen besser benimmst. Ich möchte gerne, dass du die Zahnbürste dort hin legst und dass du den Klodeckel runter klappst … und dann möchte ich gerne, dass du in der Früh, wenn du aufwachst,
meine Hand nimmst und sie hältst. Ist das zu viel verlangt?“
Die Katastrophe ist schon im Entstehen.
Keine Chance, dass das funktionieren wird. Das wird vielleicht am Anfang möglich sein, wo man noch auf das große Glück hofft. Da macht man viele Kompromisse. Ich hatte einmal eine Freundin, die hat am frühen Morgen immer Cremeschnitten gegessen und kalten, starken Kaffee getrunken.
Und es hat keine Milch gegeben. Schwarzer Kaffee mit drei Cremeschnitten auf nüchternem Magen! Ich habe das eine Zeit lang mitgemacht, obwohl mir immer schlecht geworden ist.

Aber was tut man nicht alles um der Liebe Willen?


Du lernst ihn kennen, die ersten Treffen, der Andere hört dir zu. Du bist die Frau, er ist der Mann. „Wie hast du denn gelebt bisher? Wie war denn deine Kindheit? Wie waren deine Eltern?  Erzähle mir mehr von dir“ …fragt er.

Und du denkst dir: „Mein Gott, so ein Mannsbild habe ich mein Lebtag gesucht. Der will das alles wissen und der redet mit mir. Für meinen Vater, für den war ich ein Möbelstück. Und dieser hier sagt: Ich liebe dich und ich bin interessiert an dir. Er hört mir zu. Mit ihm kann ich reden.“

Na, wer fällt denn da nicht drauf herein?

Das Dumme ist nur, dass derselbe Typ dann nach ein paar Jahren sagt: „Ich will nicht reden, lass‘ mich in Ruhe.“ Und irgendwann einmal wird er richtig böse.

Dann ist man natürlich enttäuscht, weil man von Anfang an die Erwartung hatte, gehört und verstanden zu werden.
Ja, bei den ersten Begegnungen, da hat er zugehört. In der kleinen intimen Bar, beim Heurigen.
In Wahrheit war er noch nie ein Zuhörer. Er hat sich natürlich verstellt. So wie jeder.

Um der Liebe Willen tun wir so manches.

Und wenn es so ist, was können wir tun? Unseren Anteil dabei sehen, den wir natürlich haben. Das ist „unsere“ Erwartung. Der Andere möge doch die Wunden unserer Kindheit heilen. Der Andere möge doch bitte so sein, sich so benehmen, dass wir den Schmerz unserer Kindheit nie mehr fühlen müssen. Der Andere kann das nicht. Erwartest du es doch, dann geht es schief. Du musst deinen Schmerz selber heilen. Dann hast du nicht diese Erwartungen an den Partner. Und dann klappt es mit der Liebe.

(aus der Kolumne von Yod Udo von Kolitscher in der Zeitschrift Vita-Leben)

Hast du große Erwartungen in der Beziehung? : The Master-Key

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