Beziehung ist für jeden Menschen wichtig bzw. das Wichtigste. Am Anfang einer Beziehung ist meistens alles wunderbar und man kann sich nicht vorstellen, dass es einmal anders werden könnte und in einem Beziehungsdrama steckt. Seit tausenden von Jahren gibt es eine Weisheit, die besagt, dass Mann und Frau in einem Körper sind. Jeder Mann ist 50% Frau und jede Frau 50% Mann. Nur ein paar Hormone entscheiden, ob wir als Mann oder als Frau geboren werden. Wenn sich nun 2 Menschen treffen, ziehen sie sich an, werden sie eins, stoßen sich aber auch ab.
Am Anfang zieht sich Mann und Frau immer an, aber es macht auch Angst da drüben, weil wir diesen Teil ja nicht kennen, nicht wirklich verstehen. Mann und Frau waren aber nicht immer getrennt. Wenn wir zurückschauen, wo wir noch eingebettet in das große Ganze waren, waren wir eben noch ganz, uns fehlte nichts. Wenn wir uns nun entscheiden, diese Ganzheit zu verlassen und in die Welt der Formen einzutauchen, verlieren wir dieses große Bewusstsein und haben nur mehr das Bewusstsein von einer Seite.
Als Frau habe ich das Bewusstsein einer Frau und als Mann das eines Mannes. Dass Mann und Frau sich im Außen anziehen, ist logisch. Jetzt passiert folgendes: Wir erfahren uns nur mehr als Hälften und haben ein Gefühl von Mangel, uns fehlt etwas, wir brauchen etwas. Wenn nun ein Mann und eine Frau zusammen kommen, dann ist alles gut, dann fühlen sich beide ganz. Wenn sich die beiden nun binden, dann haben sie auch Angst, den Partner wieder zu verlieren und werden dadurch abhängig von ihm. Am Anfang ist das ja noch ganz nett, aber irgendeinmal mag man das nicht mehr. Man stößt den anderen zurück und das Beziehungsdrama fängt spätestens dann an.
Wenn diese beiden Menschen das Bewusstsein wieder erlangen und sich ihrer innerlichen Qualitäten von Mann und Frau bewusst werden, werden sie wieder ganz, jeder in sich. Ganzsein bedeutet, in Liebe zu sein. Wenn das nicht passiert, brauchen wir immer etwas vom Partner und um das zu bekommen, muss man immer etwas tun, muss man um der Liebe willen Zugeständnisse machen. Das ist ein ganz klares Geschäft. Wenn wir es dann einmal nicht mehr kriegen, sind wir sauer. Wenn man dann gar nichts mehr von drüben bekommt, ist Krieg und die Trennung nicht mehr weit. Das Beziehungsdrama nimmt seinen Lauf. Was müsste passieren, damit ein Paar aus der Ges.m.b.H., aus dem Beziehungsdrama, in eine wirkliche Liebesbeziehung kommt? Wenn sich ein Paar nun seines inneren, unbewussten Teiles bewusst wird, wird die Beziehung von Tag zu Tag immer schöner. Falls nicht, ist das Beziehungsdrama unausweichlich.
Wenn wir den Sinn einer Beziehung anders verstehen würden, dann besteht die Chance, dass der andere die Möglichkeit darstellt, sich selber zu finden. Normalerweise sehen wir im Partner Eigenschaften, die wir hinüber projizieren. Der Andere weiß oft gar nichts davon, aber bemüht sich nun, dieser Eigenschaft, dieser Projektion zu entsprechen. Durch diese Projektion sehen wir gar nicht, wer der Andere wirklich ist, aber wir versuchen dadurch, die Liebe fest zu halten. Das ist sehr anstrengend und das Gebilde fällt nach und nach zusammen. Es können die Erwartungen nicht mehr erfüllt werden und dann kommen Enttäuschungen, Verbitterung und Einsamkeit, weil wir uns zurückziehen. Es sind zu viele Verletzungen bereits passiert, das Beziehungsdrama hat längst seinen Höhepunkt erreicht.
Beziehungsdrama oder Liebesabenteuer „Ein Vortrag mit Yod Udo Kolitscher“
Eines Tages kann man nicht mehr miteinander. Yod zeigt in seinen Seminaren, dass das veränderbar ist, dass man aus diesem Teufelskreis aussteigen kann. Wenn wir begriffen haben, dass der andere uns nie enttäuscht hat, dass der andere ein anderer mit all seinen Fehlern ist, dass wir ihn in unserer Verliebtheit zu etwas machen, was er nicht ist, nie gewesen ist, wenn wir wüssten, dass der andere auch Fehler hat und nicht nur der Märchenprinz ist, könnten wir aus unserem Beziehungsdrama aussteigen und eine Liebesbeziehung führen.
Der wirkliche Sinn einer Beziehung ist aber, dass wir uns durch den anderen selber erkennen können. Wenn wir das in der verliebten Zeit schon wüssten, das verstanden hätten, wüssten wir sofort, wenn wir beim anderen etwas sehen, was uns fasziniert, uns gefällt oder auch nicht mögen, dass wir diese Eigenschaft selber haben müssen. Wir könnten über den anderen das, was in unserem Unterbewusstsein ist, kennen lernen. Dadurch würden wir wieder ganz werden, wieder in das Paradies zurückkehren.
Wir würden über den anderen unseren inneren männlichen, unseren inneren weiblichen Teil kennen lernen und ins Bewusstsein bringen. „Danke, dass du mir spiegelst, wer ich selber bin!“ Der Mann könnte seine innere zärtliche Seite kennen lernen und die Frau ihre Kraft und Stärke. Dann sind wir nicht mehr halb, sondern ganz und zwar jeder für sich. Dann erst können wir die Frau, den Mann im Außen verstehen. Die Verbindung von Mann und Frau nur im Außen ist eine Illusion. Dass es eine Illusion ist, zeigt sich dadurch, dass es nicht hält.
Das zu durchschauen, erfordert Mut, erfordert eine Sehnsucht, eine Beziehung einmal anders zu führen, eine Ehe immer schöner werden zu lassen. Das geht mit verfahrenen Ehen genauso wie mit einer neuen. Wenn man neu anfängt, ist es das Beste, das zu wissen. Es ist der Beginn von Liebe, wenn wir vom anderen die Schuld wegnehmen, weil wir erkannt haben, dass wir unsere Eigenschaften hinüber projiziert haben. Dann kann man durch den anderen ganz werden und ist die Liebe geworden, weil man nichts mehr braucht, sondern etwas hat. Das wird eine tiefe Liebe und Dankbarkeit sein. Aus dem Beziehungsdrama wird ein Liebesabenteuer, wird das Paradies, aus dem wir herausgefallen sind. Man muss aber aus dem Paradies herausfallen, um zu erfahren, was das Paradies ist. Durch den anderen können wir wachsen und wieder nach Hause zurückkehren.