Was ist besser, aktive oder passive Meditation?
Für uns dauernd denkende Menschen ist es besser, eine aktive Meditation zu machen. Dazu müssen wir jetzt noch einmal klären, was Meditation eigentlich ist und warum man Meditation überhaupt macht.
Stell dir einen Sternenhimmel vor, ein riesiges Firmament mit Milliarden von Sternen. Du bist da draußen in diesem Raum und siehst diese Sterne. Du wählst einen von diesen Sternen aus und denkst dir, dass du das erleben willst. Ich will erleben, was dort auf diesem Planeten das Thema ist. Vielleicht heißt dieser Planet: Ich werde nicht geliebt. Es gibt aber andere Planeten auch, die z.B. Depression heißen.
Du wählst also diesen Planeten und wenn immer du ihn wählst, hast du deine Aufmerksamkeit dort und identifizierst dich mit diesem Thema, das dort auftaucht.
Das heißt, dass du dieser Planet sein wirst. Du wirst dir also vorkommen als „Ich bin ungeliebt“ oder du wirst sagen: „Ich bin depressiv.“
Warum erzähl ich euch das?
Normalerweise leben wir alle z.B. auf dem Planet „Ich bin nicht geliebt“ oder auch auf einem anderen Planeten, wo wir sagen: „Ich habe keine Power, ich kann nichts bewirken.“ Wieder andere fühlen sich allein auf dem Planeten, wo es um das Alleinsein geht. Tatsache ist, dass du dich identifiziert hast wenn du jetzt sagst: „Ich bin allein, das bin ich.“
Wenn du jetzt noch einmal raus gehst in den Sternenhimmel, dann siehst du von außen, dass da drüben z.B. der Planet mit dem Thema ungeliebt ist. Aha!
Das ist der erste und wichtigste Punkt. Alle Menschen, die auf Seminare kommen, mehr oder weniger alle Menschen, haben das Problem, dass sie drinstecken, dass sie sich als das fühlen, dass sie mit der Sache identifiziert sind. Sie wissen nicht, dass sie ein „Ich bin ungeliebt“ gewählt haben. Dieses „Ich bin ungeliebt“ bist aber nicht du. Du bist nicht das Problem, sondern du hast ein Problem, eine Sache oder eine Einsicht aus irgendeinem Grund gewählt – das wollen wir jetzt gar nicht untersuchen – und hast dich damit identifiziert. Jetzt hockst du da drinnen.
Wenn du da drinnen bist, hast du keine Chance, herauszukommen. Die einzig wirkliche vernünftige Lösung, was in allen Therapien das Erste sein muss, ist, dass du den Abstand zu dieser Sache kriegst. Das heißt, dass du weißt, dass du das nicht bist, sondern dass das etwas ist, was du gewählt hast. Nicht mehr und nicht weniger.
Wenn du jetzt irgendein Problem hernimmst und das so siehst, dass dich jetzt gerade jemand geärgert hat und dich verletzt hat, dann bist du mitten drin.
Wenn du aber weißt, dass „ich bin verletzt“ ein Stern, ein Planet ist, den du gewählt hast, dass du aber nicht dieser Planet bist, sondern der bist, der dort hingegangen ist, der, der das gewählt hat, dann wirst du sehen, dass dieser Planet, dieser Kreis, den du gewählt hast, seine Ränder verliert, durchlässig wird, dass er leichter wird.
Das kannst du sofort spüren, sofort messen.
In dem Moment, wo du weißt, dass das etwas ist, was du gewählt hast, es aber nicht bist, wird es schon viel, viel leichter.
So ist es mit allem. Du kannst es bearbeiten, ins Bewusstsein bringen und eine Menge tun, aber das Erste, was du wissen musst ist, dass du nicht die Sache bist, in der du drin steckst.
So fängt jede mehr oder weniger vernünftige Therapie an. Alles andere kannst du vergessen, es wird nicht funktionieren.
Warum erzähle ich euch das? Weil Meditation genau das ist.
Meditation macht nichts anderes als dass du der Beobachter von deinem Planeten wirst, der Beobachter von dem, was du gerade hast, was du gerade siehst, was du gerade fühlst und worin du gerade steckst. Das beobachtest du jetzt mit ein bisschen Abstand. „Also, das bin auf jeden Fall nicht ich, aber ich werde mir jetzt anschauen, was das ist.“
In der Meditation machst du das. Du sitzt hier und beobachtest deine Gedanken, deine Gefühle, Geräusche, was immer da reinkommt. Wenn der Beobachter da ist, bist du nicht mehr ganz drinnen, weil du siehst, dass das etwas ist, aber nicht du bist. Es gibt eine Instanz, das ist der Himmel da draußen, die sehen kann und du bist in Wahrheit der, der das gewählt hat, der, der sehen kann. Das ist der Zeuge von allem, was passiert. Meditation setzt genau dort an. Du beobachtest alles, was da kommt.
Jetzt gehen wir zurück zu der Frage, was besser ist: aktive oder passive Meditation.
Was ist passive Meditation?
Du sitzt hier und beobachtest. Du schließt deine Augen, atmest ein und aus, beobachtest, was immer. Es kann aber sein, dass du, während du beobachtest, dauernd abschweifst, dass dauernd deine Gedanken immer auf die gleichen Gedanken gelenkt werden, dass du nicht wirklich beobachten kannst. Du wirst immer wieder in diese Geschichten hineingezogen.
Der Vorteil einer aktiven Meditation ist, dass du dir das, was da ist, zuerst anschaust, d.h. du fühlst es, gehst in die Sache hinein. Aktiv heißt, dass du die Dinge ausdrückst. Du musst wissen, dass das Leben nicht so ist, wie wir uns das vorstellen. Wir glauben, das Leben ist ein linearer Prozess, da geht es von hier nach dort. Das Leben ist aber kein linearer Prozess. Das Leben ist ein dialektischer Prozess, ein Prozess, wo du dich von einem Pol zum anderen bewegst, immer zick-zack, zick-zack, zick-zack, immer. So geht das Leben. Das heißt, du brauchst 2 Pole und zwischen diesen beiden Polen ist eine Spannung. Der eine ist der Pluspol, der andere ist der Minuspol.
Stell dir Elektrizität vor, nimm einen Steckkontakt her, gib eine Elektrode da und die andere drüben hinein und nimm`s in die Hand. Dann wirst du wissen, was Strom ist, was Energie ist. Wenn du nur einen dieser Pole nimmst, tut sich gar nichts, er ist tot.
In der westlichen Welt haben wir viele Dinge unterdrückt, fast alles. Daher können wir kaum beobachten, weil die unterdrückten Dinge eben unterdrückt bleiben. Wenn du da hinkommst, dann schnappt dich das, du bist identifiziert und die Meditation ist mehr oder weniger vorbei.
Ich werde euch nächstes Mal ein bisschen den Hintergrund der „Dynamischen Meditation“ erklären. Sie ist meiner Meinung unglaublich und eine fantastische Sache. Es ist eine Meditation von Osho und ich verwende sie seit 45 Jahren. Wenn man das macht, erspart man sich schon die Hälfte der Therapie.
Sie setzt an der Dynamik an, d.h. du atmest. Wenn du jetzt wie ein Wilder atmest, kommen alle möglichen Dinge hoch, auch die, die du unterdrückt hast. Dann kommt eine Phase, wo du das alles ausdrückst. Das heißt, dass alles ins Bewusstsein kommt, was du weggedrückt hast. Du möchtest, dass es immer schön ist, das alles gut ist, dass alle freundlich zu dir sind, dass jeder liebevoll ist…
So funktioniert das Leben aber nicht. Du bist einmal liebevoll und einmal wütend, du bist einmal traurig und einmal freust du dich, einmal hast du das Herz offen und im nächsten Moment hast du es zu. That`s life! So funktioniert das Leben.
Wenn du aber alles unterdrückt hast und nur die Sachen in deinem Bewusstsein hast, die du willst, dann funktioniert die passive Methode nicht. Die funktioniert nur bei sehr ausgeglichenen Menschen im Osten, die das Leben ausdrücken und nichts zurückhalten. Da funktioniert das, aber nicht beim westlichen Menschen, der sich nach Normen halten muss, der so nicht sein darf, wie er sein will, der etwas anderes vorgeben muss als er eigentlich fühlt. Da sind so viele Dinge unterdrückt und die muss man erst zum Vorschein bringen.
Aktiv heißt, dass du irgend etwas machst, wo du dich ausdrückst. Da gibt es ja mehrere Meditationen. Sehr bewährt haben sich Meditationen, wo du atmest, weil du über die Atmung Dinge unterdrücken kannst, indem du nicht oder nur sehr flach atmest. Über die Atmung kannst du aber auch Dinge forcieren. Wenn du tiefer oder schneller atmest, kommen Atemrythmen hoch. Das sind die verschiedensten Dinge, die du irgendwann verdrängt hast, die nicht verfügbar sind. Diese Dinge werden auftauchen. Wenn du dann, wenn das aufgetaucht ist, meditierst, still wirst und zum Beobachter wirst, dann taucht alles auf und du bist der Beobachter und dann taucht das nächste auf und du beobachtest… Dann brauchst du keine Energie für den Widerstand.
Passive Meditationen sind nicht geeignet für den westlichen Menschen. Erst viel, viel später, wenn er Seminare gemacht hat und lebendiger geworden ist, ist das möglich.
Ich habe das früher auch probiert, wollte es aber nicht, denn da kam immer der Zen-Meister und hat mir mit einem Staberl auf den Kopf geklopft, wenn ich woanders war, als beim Beobachten.
Also, wenn du dynamisch meditierst, brauchst du niemanden, der dir mit einem Bambusstaberl auf den Kopf klopft, um dich zu erinnern, dass du wieder der Zeuge wirst. Wenn du alles ausdrückst, die Dialektik des Lebens, alles, eben alles, was gerade da ist, wenn du atmest und lebendiger wirst, dann kommt alles hoch.
Dann kommt ein STOPP. Dann bist du in Meditation, dann bist du genau der Beobachter, der der Himmel ist und da unten sind die verschiedenen Sterne.
Hier ist nicht geliebt und hier ist alleingelassen, hier ist Angst usw. Das kannst du jetzt von außen beobachten und dann passiert Verinnerlichung, Verinnerlichung deines Lebens. Du brauchst einen anderen Standpunkt außerhalb von dir, damit du das sehen und loslassen kannst.
Das machen wir seit 45 Jahren. Jede Therapie setzt dort an, dass du dir bewusst werden kannst, dass du nicht das Problem selbst bist, sondern dass es nur eine Identifikation ist, in der du drinnen steckst.
Gut, das wäre es für heute. Nächstes Mal zeig ich euch die Dynamische Meditation, denn das ist die beste Meditation, die wir haben bzw. die ich verwende. Ich verwende sie sehr viel und sehr oft. Die Teilnehmer in den Seminaren wollen das machen. Irgendwann will man das machen. Am Anfang schreckt man sich, denn da muss man vielleicht schreien und das will man ja nicht. Aber wenn sie sehen, was sich dadurch verändert, wollen sie diese Meditation immer wieder machen.
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