Wir haben alle die Sehnsucht, wieder nach zu Hause zu kommen, nach Verschmelzung, nach Einssein und erwarten uns in einer Beziehung, dass der Partner diese Sehnsucht erfüllt. Wenn wir uns in jemanden verlieben, dann haben wir am Anfang das Gefühl, dass dieser Partner perfekt ist, dass er genau richtig ist, um mit ihm ein wunderbares Leben bis ans Ende aller Tage zu führen.
Das ist die Illusion, in der wir leben. Die Wahrheit ist, dass wir genau den Partner anziehen, der uns hilft, unsere „ungeliebten“ Seiten ins Bewusstsein zu bringen und umgekehrt natürlich auch.
Wir verlieben uns aber zuerst in sein Potential. Die andere Seite, die er natürlich auch hat, die sich aber nicht gleich zeigt, kommt erst ein bisschen später zum Vorschein.
Die ersten Beziehungsprobleme tauchen auf.
Dann verstehen wir die Welt nicht mehr und glauben, dass das nicht der Mensch sein kann, in den wir uns einmal verliebt haben. Der hatte doch ganz andere Eigenschaften! Und schon beginnen die Konflikte in der Beziehung.
Ja, die diese Seiten hat er auch, aber die, die uns nicht so gefallen, die später erst zutage treten, sind die, die wir in uns nicht sehen wollen. Und genau deshalb sind wir diesem Menschen begegnet und mit ihm eine Beziehung eingegangen. Es sind Eigenschaften, die wir auch in uns tragen, mit denen wir aber auf Widerstand gehen, die wir in uns nicht sehen wollen. Dann beschuldigen wir den anderen, dass er uns verletzt hat. Doch es hat uns nie jemand verletzt. Wir haben diesen Partner gewählt, damit er uns auch unsere „dunkle“ Seite bewusst macht. Und das muss so sein. Das haben wir von einem höheren Standpunkt so gewählt. Die müssen wir nämlich auch akzeptieren, in den Arm nehmen und im besten Fall lieben. Wenn wir immer nur auf einer Seite agieren, macht uns das nicht ganz und es gibt keine Möglichkeit, wieder nach Hause zurück zu kehren.
Wir könnten also eigentlich dem Partner danken, wenn er uns unseren anderen Pol bewusst macht und uns damit hilft, wieder ganz zu werden! Wir haben das so gewählt. Wir wollen die Liebe, die Größe, das Glück, die Stille erfahren, die wir sind. Und dazu braucht es den anderen Pol. Wenn du nie krank warst, weißt du nicht, was Gesundheit ist. Wenn du nie Angst hattest, weißt du nicht, was Liebe ist. Es braucht immer 2 Pole! Und wie könnte man den anderen Pol besser kennenlernen als in einer Beziehung?
Wir haben große Angst, das Ganze zu erfahren und deshalb ziehen wir uns ganz leise die Schuhe aus und schleichen uns wieder davon, wenn wir vor der Tür ins Paradies stehen.
Wir wollen alle wieder dorthin, woher wir gekommen sind! Oder doch nicht???
Das ist das große Spiel, ein grundsätzliches Spiel, das wir aber genau so gewählt haben.