Erziehung ist eine schwierige Sache, denn man kann sie eigentlich nicht lernen.
Am besten fragst du dich, wie deine Kindheit war. Wenn man dich dauernd kritisiert hat, dich heruntergemacht, dich zu etwas gezwungen hat, hat dir das nicht gut getan. Wenn man dir zu viel erlaubt hat, dann hat dir das auch nicht gut getan.
Wenn du gezwungen wurdest, dann wirst du auch zwingen, dein Kind, deinen Partner, deine Angestellten. Du wirst das tun, was du als Kind gelernt hast. Du wirst diesen Zwang unbewusst weitergeben. Das ist nicht gut für dein Kind.
Wenn dein Kind im Regen spielen, herumhüpfen will, sagen die Eltern normalerweise nein. Es wäre aber besser, ja zu sagen, selbst wenn sich das Kind erkälten würde. Es wäre wert gewesen, dass das Kind diese Erfahrung machen kann.
Es gibt einen Unterschied zwischen autoritär und Autorität.
Autoritär ist jemand, der Macht ausübt, der Menschen zu etwas zwingt.
Ein Mensch, der Autorität hat, ist komplett anders. Es ist ein Mensch der genau das tut, was er fühlt, was er denkt, er ist authentisch. Er ist ein starker Mensch, der autoritäre Mensch gibt sich nur stark, er ist genau das Gegenteil davon.
Ein Kind wird eine Autorität verstehen, ihr folgen, einem autoritären Mensch wird es nicht gehorchen. Er wird das Kind schädigen. Er hat Angst, dass ihm jemand Druck macht, dass er eingeengt und manipuliert wird und das wird er weitergeben.
Das, was die Eltern gelernt haben, werden sie ihren Kindern weitergeben und so wird sich auf der Welt nichts ändern.
Es gibt nun manche Menschen, die beschließen, dass sie das von den Eltern gelernte nicht weitergeben wollen, weil sie das natürlich sehr verletzt hat. Sie wollen nun lieb zu ihren Kindern sein und ihnen alles erlauben. Das nennt man dann antiautoritäre Erziehung. Das funktioniert aber auch nicht, weil das Kind ja immer auf Mutter und Vater schaut, wie sie das Leben sehen und welche Erfahrungen sie haben und wird sofort merken, wenn die Eltern nicht authentisch sind.
Ein Kind wird niemals auf echte Wut reagieren, niemals. Wenn es versteht, warum Vater oder Mutter wütend ist, kann es das einordnen. Es ist sogar so, wenn Kinder keine Strafe kriegen, niemand drauf reagiert, dass sie das nicht wirklich verzeihen können. Wenn keine Strafe, keine Sanktion erfolgt, wird das Kind das Gefühl haben, nicht wichtig zu sein, von den Eltern nicht geliebt zu werden. Es glaubt, dass es den Eltern gleichgültig ist und es wird sich schuldig fühlen.
Wenn der Vater wütend ist und die Strafe erfolgt ist, versteht das ein Kind.
Es wird sich auch geliebt fühlen, denn wenn der Vater so ausrastet, dann muss das auch einen Wert haben, das Kind muss einen Wert haben.
Wenn der Vater das aus der antiautoritären Ecke übergeht, wird sich das Kind nicht orientieren können.
Dieses Kind wird ein Mensch werden, der völlig unfähig im Leben sein wird, weil es keine Orientierung hat. Ein Kind will aber die Orientierung von den Eltern haben. Wenn es nicht versteht, warum der Vater gerade ausrastet, dann kann es das nicht einordnen und hat dann auch keine Führung.
Das Hauptproblem ist, dass Eltern nicht authentisch sind. Das Kind riecht das sofort.
Ein Kind kommt ja hierher und ist völlig klar, ist direkt, ehrlich und offen. Leider nicht lang, denn dann kommen die Leute und lernen dem Kind, wie und was es sein soll. Man fängt an, das Kind zu verbiegen und jemand aus ihm zu machen, sodass es mehr und mehr eine Rolle spielt. Es wird so denken und so fühlen, was wir von ihm verlangen und nicht mehr authentisch sein. Ein Kind fühlt sofort, ob die Eltern das meinen, ob sie auch wütend sind, ob sie authentisch sind.
Es gibt ja 2 Arten von Wut. Eine ist göttlich und die andere „teuflisch“.
Eine Wut, die wirklich heiß ist, ist göttlich. Jesus konnte auch zornig sein. Das wird ein Kind sofort verstehen.
Immer Ja zu sagen, ist unsinnig. Da kann sich dein Kind nicht auf dich verlassen. Das Kind braucht ein Nein, aber natürlich auch ein Ja. Gib dem Kind so viele Ja`s, wie du kannst. Aber gib sie ihm nicht, weil du ein Nein kennengelernt hast und das deinem Kind nicht antun willst.
Das Kind wird genau kopieren, was du ihm vorlebst. Viele antiautoritär erzogene Kinder sind ein Albtraum. Sie sind eingebildet und fordern dauernd Menschen heraus, damit sie einmal nein sagen, weil sie ja dauernd ja hören. Wenn sie keine Grenzen bekommen, vertrauen sie den Eltern nicht mehr. Sie können sich nicht definieren, weil sie nicht wissen, was man darf und was nicht. Sie wissen überhaupt nicht, wie das Ganze hier funktioniert.
Daher ist antiautoritäre Erziehung auch nicht das Gelbe vom Ei.
Mach dir noch einmal klar, wie weh es in deiner Kindheit getan hat, wenn man dich runtergemacht hat, dich zu etwas gezwungen hat und spür noch einmal nach, was das mit dir gemacht hat. Du wirst es genauso machen wie die Eltern und du wirst Angst haben, unterdrückt zu werden.
Was kann man also als Eltern in der Erziehung machen?
Du kannst ohnehin nur auf dich selber schauen, was du lebst, was du glaubst, was du tust. Du kannst vom Kind nicht verlangen, dass es etwas anderes tut. Es kriegt das sofort mit, wenn du nicht authentisch bist. Du zeigst dem Kind etwas anderes als du bist.
Wenn du authentisch bist, wird das Kind verstehen, dass es einen Fehler gemacht, sich an etwas nicht gehalten hat und es wird dich achten.
Du kannst also ein Kind nicht erziehen, sondern, wenn das Kind immer nur meckert und randaliert, dann hast DU einen Fehler gemacht. Schau, was bei dir ist und lebe es dem Kind vor. Gib ihm soviel Freiheit wie möglich, aber gib sie ihm von Herzen.
Du musst werden wie ein Kind, hat einmal jemand gesagt. Es ist aber sehr selten, dass ein alter Mann wieder wie ein Kind wird, dass seine Augen wieder so unschuldig werden wie die eines Kindes.
Diese Unschuld ist so wesentlich und deshalb ist es die Aufgabe der Eltern, diese Unschuld möglichst lange zu erhalten, denn sie wird irgendwann einmal verloren gehen.
Ein Kind soll in Freiheit und nicht in Knechtschaft aufwachsen. Das geht aber nicht, wenn du selber verbockt bist.
Authentizität ist das Erste und Wichtigste überhaupt. Dann wir dein Kind von dir lernen, dass es so sein kann, wie es ist und es wird dich dafür achten.
Wenn du nicht authentisch bist, übst du Druck auf das Kind aus und das Kind spürt das sofort. Dann zwingst du es zu etwas, was du selber nicht kannst.
Das ist so ziemlich das Dümmste, was du machen kannst.
Die Sünden der Väter werden immer wieder weitergegeben.
Du kannst das ändern, wenn du ein bisschen Bewusstsein entwickelst. Du bist letztlich dafür verantwortlich, was du weitergibst. Wenn du etwas in dir verändern kannst, wirst du deinem Kind das Schönste weitergeben, was es überhaupt gibt: Authentizität und Ehrlichkeit.
Das Kind wird wohl seine Unschuld im Laufe der Jahre verlieren, aber es wird sich daran erinnern können, was du es gelehrt hast.